Subject: Antwort auf eine Beschwerde über den Fluglärm im 23. Bezirk durch die Flughafenhotline und Kommentar dazu
 
Flughafenhotline: Die Abflugstreckenverteilung hängt von den Zielorten und den jeweils herrschenden Windverhältnissen ab und wird für jeden Flug seitens des erstellten – und vom Verkehrsministerium genehmigten – Flugplans der Fluglinie von der Flugsicherung ausgewählt.

Kommentar:
Dass der Wind maßgeblich für Überflüge über Liesing ist, ist grundsätzlich nicht nachvollziehbar:

Flughafenhotline:
Weiters möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass es für eine Stadt wie Wien zweifelsfrei wichtig ist, dass die Infrastruktur für den öffentlichen und privaten Verkehr entsprechend dem Bedarf zur Verfügung steht. Die Lebensqualität einer Stadt, die Wirtschaft, der Tourismus ist sicher von der Qualität der Infrastruktur abhängig. Was wäre Wien, wenn es täglich den Megastau für die Autofahrer gäbe, der öffentliche Verkehr nicht permanent ausgebaut werden würde. Realistisch denkende Menschen werden es begrüßen, dass es gute Straßen, eine U-Bahn, Straßenbahn und Autobusnetz, eine nicht so schlecht funktionierende Bahn und - last but not least - einen leistungsfähigen Flughafen gibt.

Kommentar:  
Dass es keinen Megastau in der Luft geben würde, wenn nicht über Liesing geflogen wird, kann jeder an Hand der Flugspuren selbst nachprüfen. In der schematischen Darstellung der Flugrouten ist auch zu sehen, dass es ausreichend Platz für alternative Flugrouten mit weniger Betroffenen gibt.  Und dass die Lebensqualität in Wien davon abhängen soll, dass möglichst viel über Wien geflogen wird, ist eigentlich nur als Provokation zu verstehen.


Flughafenhotline: Es ist aber die Aufgabe der für die Infrastruktur Verantwortlichen, dem Bedarf entsprechend diese auszubauen. Für die Straße wurde z.B. die S1 vor nicht allzu langer Zeit fertiggestellt, jetzt gibt es das Projekt der Verlängerung in den Norden, für die Bahn die "Bahnhofsoffensive" und neue Bahnstrecken und für den Flugverkehr wurden 2003 neue Routen aus Bedarfsgründen definiert und jetzt gibt es das Projekt für die Dritte Piste.

Kommentar
:
Wo in absehbarer Zeit der Bedarf für eine dritte Piste herkommen soll, ist nicht einmal für die Spezialisten der Instituts für Verkehrsplanung der TU Wien erkennbar.


Flughafenhotline:
All diese Maßnahmen erfolgen ausschließlich aus Bedarfsgründen, um die Infrastruktur in dem Ausmaß zu entwickeln, wie es Wien und die Bevölkerung von Wien eben verlangt bzw. wie es für eine gedeihliche Entwicklung unserer Stadt notwendig ist.

Kommentar:Viele der Überflüge haben auch nicht das Geringste mit dem tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung zu tun, vielmehr wird tut der Flughafen Wien alles, um möglichst viele Flugzeuge nach Wien zu dirigieren. Ein Ergebnis dieser Bemühungen sind z.B.  voll beladene chinesische Frachtmaschinen die am Weg von Korea nach Frankfurt in Wien zwischenlanden und meist über Liesing starten. Aber auch sonst gibt es immer wieder Jubelmeldungen des Flughafens, welche Fluglinie jetzt auch noch Wien neu oder vermehrt anfliegt. Über 30% Transferpassagiere die mit der 3. Piste auf 50% gesteigert werden sollen und die Wien nur Luftverschmutzung und Lärm bringen, sprechen eine klare Sprache.

Bei Beschwerden über permanenten und gesundheitsschädlichen Fluglärm von einer gedeihlichen Entwicklung der Stadt zu sprechen hat entweder mit einer ausgeprägten Realitätsverweigerung zu tun oder ist als Zynismus einzustufen.
 

Flughafenhotline:
Dass all diese Infrastrukturmaßnahmen zwar für alle Bewohner der Stadt Vorteile bringen und nur für einige Nachteile, ist ein nicht veränderbares Faktum. Der Flughafen Wien und die AustroConrol sind jedenfalls mit größtmöglichem Aufwand bemüht, diese Nachteile - im wesentlichen ist es der Lärm - so gering als technisch möglich zu halten. Was technisch möglich ist, wird gemacht - ganz ohne Belästigung geht es eben leider nicht.

Kommentar: Behauptungen, dass es sich hier um ein nicht veränderbares Faktum handelt sind reine Schutzbehauptungen einer Organisation deren Aufgabe die Wahrung der Interessen des Flughafens ist. Und diese sind zum Unterschied von den Interessen der Bevölkerung ein Maximum an Flugverkehr. Wer Gegenteiliges behauptet, geht wohl davon aus, dass die Informationen für Aktionäre und andere öffentliche Aussagen in den Medien, in denen zuletzt wieder einmal von einer Verdoppelung der Flugpassagiere auf 40 Millionen die Rede war, von den vom Fluglärm Betroffenen nicht wahrgenommen werden.

Würde sich der Flughafen tatsächlich darum bemühen, die Anzahl der Betroffenen möglichst gering zu halten, so wäre man dort  wohl kaum auf die Idee gekommen, eine Flugroute über das dicht besiedelte Liesing zu legen, die weit über 100.000 Menschen mit Fluglärm belastet. Des weiteren würde man sich um lärmschonende Verfahren bemühen wie z.B. den grünen Anflug (kontinuierlicher Sinkflug).

Die überfallsartige Verlegung der Startroute auf dichtest besiedeltes Gebiet im Jahr 2004 und die Errichtung von neuen Landerouten, die in Liesing seit 2006 zu zusätzlichen Fluglärm führen, ergeben ein recht klares Bild, wohin die Bemühungen des Flughafens und der Austro Control tatsächlich hinführen - möglichst kurze und einfach zu verwaltende Flugrouten ohne Rücksicht auf die Anzahl der Betroffenen.