Abschätzung der Gesundheitskosten welche die Flugrouten über Liesing und die angrenzenden dicht besiedelten Gebiete verursacht

Das Fluglärm nicht nur eine Belästigung darstellt sondern auch gesundheitsschädlich ist, geht aus einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten hervor. Eine neue Studie von Prof. Greiser enthält erstmals statistisch gut abgesicherte Daten für das Krankheitsrisiko pro Dezibel zusätzlichen Lärm. Auch wenn diese sich auf den zwar weit verbreiteten aber die Störwirkung für Fluglärm verharmlosenden  Durchschnittswerten nach der A-Bewertung beruht und eine Übertragung der Gesundheitsrisken durch Fluglärm auf eine andere Region zu einer gewissen Unschärfe führt, so lässt sich daraus schließen, dass sich die Gesundheitsauswirkungen und Gesundheitskosten sich direkt proportional zur Anzahl der Betroffenen verhalten. Weiters lässt sich damit auch eine grobe Abschätzung für einige der Gesundheitsauswirkungen anstellen, die der Fluglärm in Liesing verursacht.

Ausgangdaten
Lärmmessungen der BI Liesing gegen Fluglärm Ende Jänner 2009 zeigen am Maurer Berg einen energieäquivalenten Dauerschallpegel von 42,5 dB(A) für Fluglärm, was auch dem minimal anzunehmenden Durchschnitt für den ganzen Bezirk und die unmittelbar angrenzenden Gebiete mit insgesamt rund 100.000 Einwohnern entspricht. Dass diese Werte nicht übertrieben sind, zeigt auch der vom Flughafen finanzierte Evaluierungsbericht 2005, der auf Seite 75 im Tabellenband der für den Flugverkehr 2005 einen kleinen Randbereich von Liesing sogar 45 oder mehr dB(A) Dauerschall angibt. Rechnet man den Dauerschallpegel für den 16-Stunden Tag von 42,5dBA auf 24 Stunden um, so erhält man bereits ohne Berücksichtigung der nächtlichen Überflüge einen LAeq24 von 40,8 dBA (nur für Fluglärm).


Ausgangsdaten der Startroute über Liesing 100.000 Betroffene
40,8 LAeq24 für Fluglärm = A-bewerteter energieäquivalenter 24h-Studen-Dauerschallpegel ohne Zuschläge
5,55 dB Differenz zu 35,25 LAeq24dB(A) für Fluglärm 


Abschätzung der jährlichen auf Fluglärm zurückzuführenden Erkrankungen in Liesing
Aus der Studie von Prof. Greiser lässt sich das Risiko für verschieden Krankheiten pro zusätzlichen Dezibel Fluglärm über 35,25 dB(A) Dauerschallbelastung ablesen. Multipliziert man dieses mit den entsprechenden Dezibelwerten erhält man die Erhöhung des Risikos in Prozent. Daraus und aus der Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer bestimmten Krankheit bei 100.000 Menschen pro Jahr (Inzidenzrate) und der Anzahl Frauen bzw. Männer lassen sich die zusätzlichen Krankheitsfälle abschätzen.

Abschätzung der Schlaganfälle im Bereich Liesing Inzidenzrate für 100.000 Menschen pro Jahr zusätzl. Risiko in % pro Dezibel über 35,25 LAeq24 zusätzl. Risiko in % für durch Flugrouten über Liesing Anzahl Betroffene zusätzliche Krankenfälle durch Fluglärm / Jahr durch Flugrouten Liesing
Frauen  201 [1] 5,3 [1] 29 53400 32
Männer 167 [1] 4,2 [1] 23 46600 18
[1] Deutsches Umweltbundesamt, Greiser 2010

Abschätzung der jährlichen auf die Flugrouten über Liesing zurückzuführenden vermeidbaren Gesundheitskosten am Beispiel Schlaganfälle
Schlaganfälle erfordern sehr teure Rehabilitationsmaßnahmen und führen daher nicht nur zu enormen Leid bei den Betroffenen sondern belasten auch den Steuerzahler. Daher sind auch die durchschnittlichen Kosten pro Schlaganfall bekannt und es ist möglich, die jährlichen Kosten abzuschätzen, die sich der Allgemeinheit aus jenen Schlaganfällen ergeben, die auf vermeidbaren Überflüge des dicht besiedelten Liesing zurückzuführen sind:

Abschätzung der zusätzlichen nicht vom Flugverkehr bezahlten Kosten durch den Fluglärm in Liesing Direkte Kosten pro Fall   [2]  Indirekte Kosten pro Fall  [2] Gesamtkosten pro Fall Kostenabschätzung für die Startroute über Liesing mit
100.000 Betroffenen
Nur Schlaganfälle 60.825€ 14.810€ 75.635€ 3.759.091€
[2] Die Kosten für Schlaganfälle stammen aus einer schwedischen Publikation, die Daten dürften in Österreich ähnlich hoch sein

Da die Hauptverursacher für den Fluglärm in Liesing die Startrouten sind, die zu Nordwestdestinationen führen, sollten diese so rasch als möglich durch Alternativen zu ersetzen die möglichst über unbesiedeltes Gebiet verlaufen. Damit sollte es gelingen, die Anzahl der Betroffenen und die Kosten für die Allgemeinheit gegenüber den Überflügen über Liesing um den Faktor 100 zu reduzieren, ohne dass sich daraus für die Fluglinien ein unzumutbar großer Umweg ergibt.

Nicht berücksichtigt sind hier andere Krankheiten die ebenfalls viel Steuergeld kosten wie Krebserkrankungen, so wie eine ganze Anzahl an negativen Effekten von Fluglärm, welche die Allgemeinheit nur indirekt betreffen (mangelnde Leistungsfähigkeit, unterdurchschnittliche Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten bei Kindern, Entwertung von Grundstücken...), wo aber einer Verkleinerung der Anzahl der vom Fluglärm Betroffenen ebenfalls hilft, die Steuerlast für alle zu reduzieren.