Abschätzung der vom Flugverkehr emitierten Partikelanzahl und Vergleich mit dem Straßenverkehr
Die Emissionen des Flugverkehrs aus Verbrennungsprozessen sind auf Grund ihrer kleinen Partikelgröße und ihres hohen Gehalts an krebserregenden polyzyklischen Aromaten besonders gefährlich. Für die im Folgenden beschriebene Abschätzung  der Größenordnung des Problems wurden die Emissionen des über den Flughafen Wien Schwechats abgewickelten Flugverkehrs jenen des Straßenverkehrs in  Wien und Niederösterreich gegenübergestellt. Ausgangspunkt dieser Abschätzung sind Berichte des Bundesumweltamts für das Jahr 2005 über die PM 2,5 Emissionen in Österreich  und die Verteilung der Fahrleistung nach Bundesländern, sowie Daten der Statistik Austria über die Verteilung der Starts und Landungen auf die österreichischen Flughäfen im Jahr 2005. Weiters wird von der Annahme ausgegangen, dass der Großteil der PM 2,5 Emissionen des Straßenverkehrs von Dieselmotoren ausgestoßen wird und deshalb die für  Partikel aus Dieselmotoren [2] typische Größenverteilung aufweisen. Partikel aus modernen Dieselmotoren weisen beim Austritt aus dem Auspuff mit durchschnittlich 90 nm einen mindestens 2,25 mal so großen Durchmesser auf, wie die durchschnittlich nur 40 nm großen  Partikel aus Flugzeugtriebwerken [3]. Daraus ergibt sich, dass die gleiche Feinststaubemissions-Masse beim Flugverkehr 11,4 mal mehr Partikel enthält als beim Straßenverkehr. Nicht berücksichtigt wurde dabei, dass dieser Faktor auf Grund der vielen alten Dieselmotoren, welche sehr viele grobe Partikel produzieren, noch um einiges höher sein dürfte. Die Abschätzung der in ganz Österreich durch den nationalen  Flugverkehr freigesetzten Partikelanzahl ergibt daher eine Partikelanzahl, die mit 2,46 * 10^24 Partikel etwa 19% dessen entspricht, was PKW und LKW gemeinsam freisetzen. Da am Flughafen Wien Schwechat etwa 75% aller Flugzeuge starten und landen, der Straßenverkehr in Wien und Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland aber nur 30-35% des  gesamtösterreichischen Straßenverkehrs ausmacht , ergibt sich daraus, dass der am Flughafen Wien Schwechat basierende Flugverkehr genauso viele Partikel produziert wie 43% des gesamte Straßenverkehrs in Wien und Niederösterreich.

Abschätzung für 2005

Österreichweite Abschätzung der Feinstaub-Partikel-Emissionen aus Verbrennungsprozessen

Regionale Abschätzung der Feinstaub-Partikel-Emissionen im Großraum Wien

 

Aufteilung der 26.100 t 
PM 2,5 - Feinstaub- emissionen nach Gewichts% [1]

PM 2,5 Feinstaub Emissionen in Tonnen  [1]

Emittierte Partikelanzahl unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Partikelgrößenverteilung von Flugzeugtriebwerken im Vergleich zu modernen PKW Dieselmotoren [2], [3], [6]

Anteil der Starts und Landungen des Flughafens Wien [4]  bzw. Anteil Wien und Niederösterreich in % der Fahrleistung [5] an den jeweiligen österreichischen Werten im Jahr 2005

Emittierte Partikelanzahl des Flugverkehrs der über den FH Wien abgewickelt wird bzw. des Straßenverkehrs in Wien und Niederösterreich

Nationaler Flugverkehr

0,3

78

2,46E+24

74,2%

1,82E+24

PKW

7,4

1931

5,33E+24

35,0%

1,86E+24

leichte LKW

2,6

679

1,87E+24

35,0%

6,55E+23

schwere LKW

7,9

2062

5,69E+24

30,0%

1,71E+24



Berechnungsgrundlagen:   
[1] Feinstaubemissionen in Österreich http://www.ubavie.gv.at/fileadmin/site/publikationen/REP0082.pdf , Seite 44 und 66
[2] Partikelgrößenverteilung der Emissionen aus Flugzeugtriebwerken http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/verkehrstraeg/flugverkehr/workshop-luftqualitaet/DLR_Particles_AAQ.pdf
[3]
Partikelgrößenverteilung der Emissionen aus modernen Dieselmotoren http://motorlexikon.de/?I=5343&R=P   
[4] Verteilung des Flugverkehrs nach Flughäfen http://www.statistik.gv.at/web_de/presse/pressemitteilungen_vorjahr/2/008966?year=2006&month=2
[5] Verteilung der Fahrleistung nach Bundesländern http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0107.pdf
[6] 
Partikel aus Flugzeugtriebwerken und ihr Einfluss auf Kondensstreifen, Zirruswolken und Klima (PAZI), August 2003, Partikeldichte von Ruß aus Flugzeugtriebwerken, Seite 45

Damit waren die Partikelzahl der Feinstaubemissionen des Flugverkehrs im Jahr 2005 im Großraum Wien und Niederösterreich etwa gleich hoch wie jene des privaten PKW Verkehrs (44,1% des Straßenverkehrs). Berücksichtigt man nur die besonders gefährlichen ultrafeinen Partikel unter 100nm (0,1 µm), so dürfte der Flugverkehr im Großraum Wien das Niveau des gesamten Straßenverkehrs in der Region bereits erreicht oder sogar überschritten haben.
Flugverkehr produziert so viele Partikel wie Straßenverkehr in Wien und NÖ
Zukünftige Entwicklung der Feinstaubemissionen und Optimierungsvorschläge
Während beim Straßenverkehr durch strengere Grenzwerte und den Einsatz von Partikelfiltern mittelfristig mit einer signifikanten Reduktion der Emissionen zu rechnen ist, dürfte beim Flugverkehr in absehbarer Zeit nur eine Reduktion der Anzahl der startenden und landenden Flugzeugen zu einer deutlichen Verminderung der gesundheitsgefährdenden Belastung führen. Potential dazu gibt es genug, so könnte man bis zu einem Drittel der Flüge einsparen, wenn die Fluglinien nicht weiter dafür belohnt werden, dass diese jährlich mehr als 5 Millionen Transitpassagiere nach Wien fliegen, welche den Flughafen nur zum Umsteigen verwenden, aber trotzdem die Umwelt und damit die Gesundheit der Bevölkerung belasten. Auch die Dumping-Tarife bei den Flughafengebühren selbst, mit denen auch gezielt Billigfluglinien nach Wien gebracht werden, wären also auf Grund volkswirtschaftlicher Überlegungen ebenso zu überdenken wie die Sinnhaftigkeit einer 3. Piste.